Juristische Berufe


Nachdem der Einstieg in die Wirtschaft mit einem kulturwissenschaftlichen Bachelor nicht so einfach war, […] und mich die juristischen Zusammenhänge immer mehr interessiert haben, habe ich komplett umgesattelt

— Kira Wenzel

Berufsfeld(er): Rechtsanwältin

Mögliche Arbeitgeber:innen: Anwaltskanzleien

Studiengänge: Bachelor IKEAS/LEA (Frankreich- und Angloamerikanische Studien, Jura) Halle; Jurastudium, Hannover

„Ich habe von 2008 bis 2011 IKEAS/LEA im binationalen Bachelorprogramm studiert. Deswegen habe ich neben dem deutschen Bachelor auch die französische Licence erwerben können. Meine Sprachen- bzw. Kulturkombination war Französischstudien und Angloamerikastudien. Durch die damalige Einbettung des Studiengangs in das Programm der Deutsch-Französischen Hochschule war unsere erste Sprache/ Kultur genauso vorgegeben wie unser Nebenfach. Wir belegten Kurse im Öffentlichen Recht, v.a. im Staats- und Europarecht.

Für IKEAS/LEA habe ich mich damals ganz bewusst entschieden. Ich war immer schon an Geschichte, Politik und Kultur interessiert, also kam für mich damals eigentlich nur ein Studium im Bereich der Europastudien in Betracht. Da ich meinen Fokus auf Frankreichstudien legen wollte, lag es nahe, den IKEAS/LEA Bachelor zu studieren. Mein Ziel war es, anschließend in die Wirtschaft zu gehen und dort in internationalen Teams Kulturverständnis zu wecken.

Einen Auslandsaufenthalt für mein Studium hatte ich von vornherein eingeplant. Durch meine Teilnahme am LEA- Programm war dann klar, dass ich mein zweites Studienjahr an der Université Paris Ouest Nanterre la Défense verbringen würde. Neben meinen Eindrücken vom französischen Campusleben und den erweiterten Sprachkenntnissen habe ich vor allem mitgenommen, wie man sich in einer doch irgendwie fremden Kultur einlebt. Außerdem hat es meinen Blick dafür geschärft, wie kleine Normalitäten des Alltags in einem anderen Land ganz anders sind und einen das erstmal verwirrt. Es ist gut, wenn man dann jemanden hat, der beim Entwirren hilft. Das versuche ich weiterzugeben.

Nachdem der Einstieg in die Wirtschaft mit einem kulturwissenschaftlichen Bachelor nicht so einfach war, die meisten für mich interessanten Masterprogramme jedoch einen stärkeren Fokus auf Englisch – und vor allem auf eine gewisse Anzahl an Creditpoints in diesem Bereich – gelegt haben und mich die juristischen Zusammenhänge immer mehr interessiert haben, habe ich komplett umgesattelt. Ich habe nach meinem Bachelor in Hannover Jura studiert und bin nach meinem Referendariat nach Frankfurt am Main gezogen. Hier bin ich auch als Rechtsanwältin zugelassen. Das ist etwas, was ich weder zu Beginn meines Bachelors noch am Anfang meines Jurastudiums gelaubt hätte.

In meinem beruflichen Alltag nutze ich mein im IKEAS/LEA erworbenes Wissen nur gelegentlich. Es hilft im Umgang mit Kollegen oder Mandanten aus dem Ausland. So kann ich bestimmte kulturell bedingte Verhaltensweisen einordnen und mich so auf das eigentliche (Rechts-) Problem fokussieren. Auch die Sprachkenntnisse helfen mir weiter, etwa wenn ein Dokument der EU noch nicht auf Deutsch übersetzt ist.

Auch, wenn mein Berufsalltag nicht mehr viel mit meinen Zielen zu Beginn meines IKEAS- Studiums zu tun hat, hat es mich persönlich weiter entwickelt. Ich hatte während des Studiums insgesamt eine gute Zeit, die ich als bereichernd empfinde. Ob ich noch mal IKEAS studieren würde, weiß ich nicht. Einerseits stehen da die tollen Erfahrungen und der Wissensvorspung gegenüber den Kollegen, die noch nie länger im Ausland und dort außerhalb der juristischen Blase gelebt haben. Andererseits zählt der Blick über den Tellerrand weniger, als mir der Aufwand durch ein zusätzliches Bachelorstudium abverlangt hat. Jedem, der sich für das IKEAS-Studium entscheidet gebe ich den Tipp, bereits frühzeitig im Studium festzulegen, wo der Weg hinterher genau hinführen soll. Entsprechend kann und sollte man Praktika machen.“